Zu Volker Sauls neuer Werkserie »sechsundzwanzig«
Das besondere Verhältnis zwischen künstlerischer Diktion und Zufall spielt in den Arbeiten von Volker Saul grundsätzlich eine Rolle. Es fordert den Künstler immer aufs Neue heraus, will von ihm austariert sein und teilt sich in seiner Offenheit und Ambivalenz dem Betrachter als besonderer Reiz mit. In den neuen Aluminiumstücken zeigt sich diese letztlich unhinterfragbare Balance sogar zu einem mobilen System erweitert.
Volker Saul hat vor Jahren für ein Projekt aus 2 mal 3 Meter großen Aluminiumplatten organoide Formen herausschneiden lassen. Nun ist Saul auf die verbliebenen Reststücke gestoßen, sind sie doch in ihrer drei Millimeter Dicke à la shaped canvases sozusagen von vergleichbarer Qualität. Die Form ist nicht eindeutig zu definieren und fern aller Symbolik. Manche der 26 »Negativa« haben neben ihren weich fließenden Begrenzungen die harten Kanten der originalen Platten. Saul hat den grundierten Teilen spontan mit großzügiger, schwungvoller Geste Farbe aufgebracht, vielfach noch eine weitere andersfarbige Acrylschicht, ohne die untere gänzlich zu überdecken. Die abschließende Lackschicht lässt die lebendige Oberfläche mitsamt der dicken, wenig formgerechten Pinsel- und Farbspuren wirksam werden.
Nun heißt es, die beidseitig bemalten Stücke zu gruppieren und zu ordnen. Da sie selbstverständlich gleichwertig sind, fällt dem jeweiligen Raum die Rolle zu, sie als Ensemble zur Geltung zu bringen. Sie lassen sich entweder auf einem flachen Display nebeneinander auslegen, an einer Wand neben- und übereinander hängen oder aber ringsum auf mehreren Simsen platzieren. Jede Anordnung im Raum bringt eine spezifische Aussage und Auslegung dessen hervor, was den einzelnen Stücken und dem Ensemble insgesamt inhärent ist. Unter Augenhöhe lose gegen die Wand gelehnt, ermöglicht es, mehrere Stücke so vor- und hintereinander zu stellen, dass sich Segmente überschneiden. Dies lässt an Sauls mehrschichtige Papierarbeiten denken, insbesondere, wenn man hinzurechnet, dass bei den Reliefs auch die leeren, weißen Wandflächen einen entscheidenden Part als erweiterte Räumlichkeit spielen. Zudem werfen sie Schatten und durch das Überlappen kommt es zu weiteren freien Konfigurationen, die teilweise gegenständliche Assoziationen zulassen. Auch emotionale Situationen wie Gespräche miteinander, Kämpfe gegeneinander oder in sich ruhende Positionen kann der Betrachter herauslesen, denn diese Art der Aufstellung gewährt eine direktere körperliche Nähe als andere denkbare Anordnungen im Raum.
Als Installation gesehen zeigt sich das Ensemble wie ein offenes, flexibles System, dessen Einzelobjekte ihren je eigenen Charakter haben. Seiner Gesamtheit aber kommt möglicherweise mehr Bedeutung zu als der Summe seiner einzelnen Teile.
Renate Puvogel, Aachen im Februar 2020
Solo Show »Volker Saul: one way or another«, Raum für Gäste, Aachen, 13.3.–19.4.20
Hellrosa Grün
Acryl auf Aluminium 2020
ca. 76 cm x 43 cm x 3 mm
ca. 87 cm x 48 cm x 3 mm
Display MDF
180 x 10 x 2,2 cm
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2018/19, 42 x 29,2 cm,
2-3 lagig
Grün Gelb
Acryl auf Aluminium 2020
ca. 76 cm x 43 cm x 3 mm
ca. 76 cm x 43 cm x 3 mm
Display MDF
180 x 10 x 2,2 cm
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2019, 70 x 50 cm, 2-lagig
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2018/19, 42 x 29,2 cm,
2-3 lagig
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2018/19, 42 x 29,2 cm,
2-3 lagig
Orange Blau
Acryl auf Aluminium 2020
ca. 76 cm x 43 cm x 3 mm
ca. 76 cm x 43 cm x 3 mm
Display MDF
180 x 10 x 2,2 cm
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2019, 70 x 50 cm, 2-lagig
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2019, 70 x 50 cm, 2-lagig
Ohne Titel,
Acryl auf geschnittenem Papier,
2018/19, 42 x 29,2 cm,
2-3 lagig